Immer wieder taucht in den Kursen die Frage auf: "Kann ich nicht mit der italienischen Espressomaschine genauso Hydrolate herstellen?" Oder gar mit dem Dampfentsafter? Nein, das funktioniert leider nicht. Die Prinzipien sind jeweils etwas anders. Wer Hydrolate gewinnen möchte und ätherisches Öl, der muss mit dem Prinzip der Wasserdampfdestillation arbeiten. Und dieses unterscheidet sich von dem der anderen beiden Werkzeuge Espressomaschine und Dampfentsafter. Wie diese Prinzipien funktionieren und was dabei jeweils rauskommt versuche ich hier schematisch darzustellen:
Wasserdampfdestille
Wasser wird erhitzt,
der DAMPF steigt auf und
durchdringt das Pflanzenmaterial
der Dampf kann nur sehr leichte (flüchtige) Inhaltstoffe (äth. Öle) mitnehmen,
sammelt sich in der Kühlkuppel und
wird vom Kühlwasser gekühlt, kondensiert und läuft durch das Geistrohr ab.
das Hydrolat sammelt sich im Auffanggefäß und
das äth. Öl steigt an die Oberfläche (außer Zimtöl, welches schwerer ist als Wasser und zu Boden sinkt)
Fazit: Dampf ist ein sehr "leichter" Stoff. Er kann Inhaltsstoffe aus den Pflanzen lösen. "Mitnehmen" kann er jedoch nur solche, die ebenfalls sehr "leicht" sind. Das sind unsere äth. Öle. Wir erinnern uns: in der Duftlampe verdampfen sie auch mit dem Wasser. Andere Inhaltsstoffe, welche ein größeres Molekulargewicht besitzen, können mit dem Dampf nicht weiterbefördert werden. (z.B. Schleimstoffe, Bitterstoffe oder Gerbstoffe). Sie befinden sich nicht im Hydrolat.
Espressomaschine
1) Wasser in der Espressomaschine wird erhitzt. Es steigt mit hohem Druck durch das 2) Kaffeepulver durch, wird weiter nach oben gedrängt und kommt als 3) Kaffee im oberen Teil der Kaffemaschine wieder heraus.
Fazit: Geben wir anstatt des Kaffees Kräuter in die Kaffeemaschine, so jagen wir nicht Dampf durch die Kräuter wie bei der Wasserdampfdestille, sondern Wasser. Hier können viel mehr wasserlösliche Stoffe mittransportiert werden. Es befinden sich im Wasser, das im oberen Teil der Kaffeemaschine herauskommt, also auch z.B Gerbstoffe und Bitterstoffe (und viele mehr). Wir stellen also kein Hydrolat her sondern Tee.
Dampfentsafter
1) Wasser wird erhitzt 2) Dampf steigt auf und tritt durch den Dampfkolben zum Obst 3) Obst wird gedämpft und es bildet sich Saft 4) Saft tropft durch Sieb ab, wird im Auffangbecken gesammelt und kann dort abfließen
Fazit: Der Dampf bewirkt hier, dass das Obst gedämpft wird, die Zellwände platzen und somit der Saft des Obstes austreten kann. Würden wir hier Pflanzen einfüllen, würde der Dampf zwar das Pflanzenmaterial berühren, auch wieder irgendwann kondensieren aber für eine richtige Destillation passen weder Hitze,Kühlung noch Druck. Das Ergebnis ist auch keine klare Flüssigkeit wie beim Hydrolat sondern eine farbige Brühe.
Kurse zum Thema: Wasserdampfdestillation
Danke für diese eindeutige Erklärung! Einfach Wunderbar!