Eibischzuckerl
- andrea04247
- 1. Dez. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Welche Rezepturen machen Sinn -
und warum man sie immer mit an klanan Schluckerl Wasser zu sich nehmen soll.

"ECHTER EIBISCH" (Althaea officinalis)
Der Eibisch gehört zur Familie der Malvengewächse. Diese Pflanzenfamilie zeichnet sich durch wunderschöne, zarte, seidenpapierartige Blüten in verschiedensten Größe und Farben aus. Sie blühen, je nach Art und Sorte in Gelb-, Rot-, Rosa- und Pinktönen sowie in Weiß.
Verwandte vom Eibisch sind zum Beispiel die Stockrose, Moschusmalve, Käsepappel sowie Okra oder Baumwolle.
Standort
Im Garten mag der Eibisch gern gute, nährstoffreiche Böden. Lockere Böden sind von Vorteil, dann lässt er sich leichter ausgraben. Gedeihen kann er aber auch im lehmigen Boden, wie bei uns. Ein ausgeglichener Standort mit Sonne, etwas Schatten in heißen Gegenden, nicht zu trocken, nicht zu feucht, wird bevorzugt.
Krankheiten
Wie alle Malvengewächse leidet Eibisch gern und leider schnell an Malvenrost oder Mehltau. Ein möglichst optimaler Standort kann helfen, die Krankheiten zu vermeiden. Bei extremen Witterungen wird er aber auch schnell krank. Sollte das der Fall sein hilft Stärkung der Pflanze mit Ackerschachtelhalm (Blätter mit starkem Tee damit alle 10 - 14 Tage benetzen) und alle kranken Pflanzenteile wegnehmen und vernichten.
Vermehrung
Eibisch samt sich oft im Garten selbst aus. Er kann auch ganz einfach über Wurzelteilung vermehrt werden. Dazu im Frühling einfach ein paar Wurzeln ausgraben und in einen Topf oder ein neues Beet verpflanzen.
Inhaltsstoffe - Schleimstoffe
Was macht nun den Eibisch zu dieser interessanten Arzneipflanze? Er enthält vor allem sogenannte Schleimstoffe. Dieser Inhaltsstoff ist wasserlöslich. Kommt die Wurzel also mit Wasser in Verbindung so lösen sich diese Schleimstoffe aus der Wurzel und gehen ins Wasser über. Wie der Name verrät bilden sie eine viskose Konsistenz. Die Schleimstoffe wirken auf unserer Haut und unseren Schleimhäuten entzündungshemmend, befeuchtend und "glätten" sie sozusagen. Das heisst, sie helfen uns insbesonders bei rauhem Hals kratzigem Husten oder Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, der Magen- und Darmschleimhaut oder bei entzündlichen, trockenen Ekzemen der äußeren Haut.
Die Wurzel
Diese Inhaltsstoffe befinden sich in allen Pflanzenteilen. Sie kommen in der Blüte, den Blättern und in der Wurzel vor. Es können also alle Pflanzenteile für die Hausapotheke verwendet werden. Die meisten Schleimstoffe befinden sich dabei in der Wurzel. Es lohnt sich also, sie auszugraben. Und keine Angst, der Eibisch wird dabei nicht komplett zerstört. Die Wurzeln sind so dick, lang und zäh, dass immer ein Teil des großen Wurzelstockes in der Erde verbleibt ... und wieder austreibt.
Zum Ausgraben eines älteren Wurzelstockes (so ca. ab 3 Jahren) kann ein recht kraftaufwändiges Unterfangen sein. Dadurch die Wurzel sehr fasrig und zäh ist, lässt sie sich auch schwer abstechen. Ein starker, scharfer Spaten ist dabei von Vorteil.
Der optimalste Zeitpunkt, die Wurzeln auszugraben ist die kalte Jahreszeit, wenn die oberirdischen Pflanzenteile abgestorben sind bzw. bevor der Eibisch wieder austreibt.
Frisch oder getrocknet?

Die Wurzeln können frisch oder getrocknet verwendet werden.
Zum Trocknen schneide ich die gereinigten Wurzeln in dünne Streifen, fädel sie auf einem Faden auf und häng sie in der Kücher über Nacht über den Tischherd. Am nächsten Tag sind sie trocken und können luftdicht und dunkel aufbewahrt werden.
EIBISCHZUCKERL REZEPTE
Wie kams zum Experiment?
Ich mag die Pflanze sehr gern, ich mag den feinen, frischen, unaufdringlichen Geschmack der Wurzeln, ich werde oft heiser wenn ich im Winter in geheizten Räumen bei Vorträgen viel sprechen muss und Zuckerl (aller Art) helfen da immer ganz gut, weil die Speichelproduktion und somit die Befeuchtung der Schleimstoffe damit erhöht werden. Manchmal kau ich auch einfach ein kleines Stück Eibischwurzel. Weil den Geschmack mag ich ja und die sofort sich lösenden Schleimstoffe sind wie balsam auf trockener, gereizter Schleimhaut. Nun, es wäre gar nicht notwendig, extra Eibischzuckerl herzustellen. Aber man werkelt ja gern in der Experimentierwerkstatt ;-)
Was macht Sinn?
Es gibt so viele Eibischzuckerlrezepte im Internet, und so richtig gefallen hat mir noch nie eins. Klassische harte Zuckerbonbons enthalten einfach zu wenig von den Inhaltsstoffen, als dass es Sinn machen würde. Da sich die Schleimstoffe in Wasser lösen, brauchen wir ja logischerweise für sinnvolle Zubereitungen des Eibischs die wässrige Lösung. Bonbons werden aber nicht richtig hart, wenn zuviel Flüssigkeit verwendet wird. Also können wir auf diese Art und weise nur ganz wenig der Inhaltsstoffe in die Zuckerl reinbringen. Meine Versuche, die Flüssigkeitshöchstmenge in einer Eibischzuckerlrezeptur auszureizen bis aufs höchste nahmen mir sehr schnell die Hoffnung richtig wirkungsvolle Bonbons mit einer wässrigen Lösung aus Eibischwurzeln herzustellen. Es muss also schon was von den Wurzeln selbst drin sein, damit die Schleimstoffe tatsächlich spürbar sind. Und somit auch wirkungsvoll sein können.
Rezeptexperimente
Ausprobiert hab ich alle möglichen Kombinationen von Zuckerlmasse aus Eibischwasser oder Eibischsirup mit weißem oder braunen Zucker, mit und ohne Honig. Wenn möglichst viel vom Eibischwasser oder Eibischzucker enthalten war härtete die Masse entweder nicht aus oder sie musste natürlich extrem lang geköchelt werden, damit sie einreduziert. Wie gut oder schlecht das für die Schleimstoffe letztendlich ist, weiß ich nicht. Deshalb war das nicht die optimale Lösung für mich. Mein Favorit der Zuckerl war dann die Variante, wo ich fein geschabte Eibischwurzel zusätzlich in die Masse eingerührt hab. Die mag ich. Und sie tun gut!
HERSTELLUNG
Für die Herstellung der Eibischzuckerl kann folgendermaßen vorgegangen werden:
Eibischwasser | zuerst eine wässrige Lösung aus den Wurzeln herstellen
Sirup | dann aus dem Eibischwasser mit Zucker Sirup zubereitet
Zuckerlmasse | und dann aus diesen beiden Komponenten mit weiterer Zuckerzufuhr (und optional etwas Honig) die Bonbons herstellen
1) Eibischwasser
250 ml Wasser
45 - 50 g Eibischwurzel
Die frisch ausgegrabenen Eibischwurzeln werden gereinigt. Das geht am besten mit einem Putzschwamm oder einer Bürste unter fließendem Wasser. Überall dort, wo die Wurzel verletzt ist (Schnittstellen und Risse) können, sobald die Wurzel mit Wasser in Berührung kommt, bereits die Schleimstoffe gespürt werden. Sie lösen sich sofort im Wasser und bilden mit dem Wasser eine viskose Flüssigkeit.
Wenn die Rinde gut gesäubert werden konnte, dann müssen die Wurzeln nicht geschält werden. Bei älteren, größeren Wurzeln ist es manchmal von Vorteil, wenn die Schale entfernt wird.
Die Wurzeln nun in kleine Stückchen schneiden und in ein Gefäß geben.
Mit dem Wasser übergießen und ca. 2 Stunden ziehen lassen. Dabei Immer wieder gut umrühren. Dann filtrieren.
2) Eibischsirup
200 ml Eibischwasser
200 g Zucker (braun oder weiß)
Für den Sirup verwende ich sehr gern Rapadura-, Demerara- oder Muscovado-Zucker. Ich mag den karamell-malzigen Geschmack sehr gern.
Erfahrungsgemäß ist dieser Zucker aber "weicher" und somit funktioniert Zuckerlmasse, die mit weißem Industriezucker hergestellt wird erfahrungsgemäß besser.
Der Zucker wird im Eibischwasser aufgelöst und kurz aufgekocht.
Gebrauchsfertig
Dieser Sirup könnte nun, so wie er ist, in kleine Braunglasfläschchen gefüllt werden und Löfferlweise bei Heiserkeit, Husten, Halsweh verwendet werden.
Optional: Er kann auch mit ein paar ml Thymiantinktur oder 1 Tr. äth. Thymianöl (CT Linalool) angereichert werden.
3) Eibischzuckerl
60 g Zucker
15 ml Eibischwasser
10 g fein gemahlene Eibischwurzel
etwas Eibischwasser oder -Sirup
Die Zuckerlmasse kann mit Eibischwasser oder mit Eibischsirup hergestellt werden:

Mit dem Eibischsirup bringen wir natürlich mehr Zucker in die Masse, somit wird sie schneller und besser aushärten. Der Nachteil ist, dass noch weniger der Wirkstoffe des Eibischs enthalten sein werden.
Das Eibischwasser ist reichhaltiger an Schleimstoffen, dafür muss die Masse dann etwas länger geköchelt/einreduziert werden.
Der Zucker wird nun in einem hitzebeständigen Gefäß bzw in einer beschichteten Pfanne geschmolzen.
Dann das Eibischwasser dazugeben und köcheln lassen, bis eine zähe Masse entsteht (Bild).
Dabei muss die Masse ständig gerührt werden, damit sie nicht anbrennt!
Für eine etwas größere Menge an Wirkstoffen in den Zuckerln hab ich dann noch ein Stück Eibischwurzel mit der Reibe fein gerieben und mit einem Minischluck Eibischsirup im Mörser vermahlen.
Diesen Mix hab ich der Zuckerlmasse zugefügt und alles zusammen gut verrührt und noch einmal aufgekocht.
Die Masse hab ich dann auf eine Silikon-Backmatte aufgetropft. Es kann auch Backpapier verwendet werden.
Rezept # 8 ist mit weißem Zucker hergestellt und Rezept # 9 mit Rapadura Zucker
Die Masse eignet sich leider nicht gut um in Silikon-Bonbonformen gefüllt zu werden. Sie braucht darin sehr lang um auszuhärten.
Das Rezept mit den zusätzlichen geriebenen Eibischwurzeln in der Masse ist mein Lieblingsrezept. Man muss es aber mögen, dann diese geriebenen, feinen Wurzelteilchen im Mund zu haben. Mich stört es nicht.
DIE 6 FAVORITEN von 10 VERSUCHEN

Rezept #1
50 g Zucker weiß karamellisiert
30 ml Eibischsirup
Härten nur auf der Silikonmatte gut aus
Rezept #2
50 g Zucker braun
15 ml Eibischsirup
Härten auch in der Silikon-Bonbonform gut aus
Rezept # 3
60 g Zucker braun karamellisiert
10 ml Eibischwasser
Härtet auf der Silikonmatte gut aus

Rezept # 5
40 g Zucker braun
5 ml Eibischsirup
Härtet auch in der Silikon-Bonbonform sehr gut aus
Rezept # 8 und #9
60 g Zucker (weiß bzw. braun)
15 ml Eibischwasser
10 g fein gemahlene Eibischwurzel
etwas Eibischwasser oder -Sirup
Eibischteig wie man ihn aus der Apotheke kennt
dazu muss ich erste Fotos machen :-) das Rezept folgt dann bald!
HUSTENZUCKERL Variationen
Eine weitere Möglichkeit, Wirkstoffe in Zuckerl reinzubringen, sind ätherische Öle. Wichtig ist, dass qualitativ hochwertige ätherische Öle verwendet werden und das Wissen, dass nicht jedes ätherische Öl verwendet werden kann weil einige Öle sehr unangenehm und auch gefährlich auf der Schleimhaut sein können.
Hustenzuckerl mit äth. Ölen
100 g brauner Zucker
50 ml Wasser (Hydrolat oder auch gern Eibischwasser)
1 Tr. ätherisches Öl
Den Zucker schmelzen, das Wasser vorsichtig dazugeben und köcheln lassen.
Die Masse vom Herd nehmen und kurz abkühlen lassen.
Nun 1 Tropfen vom äth. Öl dazugeben und gut verrühren.
In Silikon-Bonbonformen füllen oder auf eine Silikonmatte / Backpapier tropfen.
Aushärten lassen.
Sollten sie kleben, können sie in Staubzucker oder Stärkepulver (Mais, Kartoffel) gewälzt werden.
Verwendbare, milde ätherische Öle
Thymian CT Linalool (antibakteriell, antiviral, schleimlösend)
Eucalyptus cidriodora oder staigeriana (antibakteriell, antiviral)
Kamille Matricaria chamomilla (entzündungshemmend)
Verwendbare Hydrolate
Salbei
Minze
Thymian
Kamille
Melisse
Gemahlene Kräuter
Auch gemahlene Kräuter können zusätzlich in die Masse eingerührt werden. Beachtet werden muss, dass das eingearbeitete Pulver wieder im Mund bleibt und sich nicht auflöst.
Salbei
Thymian
Malvenblüten
Eibischwurzel
WEITERE EIBISCHVERWENDUNGEN
Eibischtee
1-2 TL klein geschnittene Eibischwurzelstückchen
250 ml Wasser
Die Wurzel kann frisch oder getrocknet verwendet werden. Wichtig ist, dass die Wurzel gut zerkleinert wird. Die Pflanzenteile werden nun mit kalten Wasser übergossen und 30 (bei frischen Wurzeln) - 60 (bei getrockneten Wurzeln) Minuten ziehen lassen.
Nach der Ziehzeit wird das Wasser abgeseiht und kann erwärmt werden. Eventuell auch mit Honig süßen.
2-3 x täglich 1 Tasse in kleinen Schlucken trinken.
Verwendung: bei trockenem, kratzigen Husten, Schleimhautentzündungen im Rachen oder Magen-Darm Bereich.
Eibischwurzeln sollen immer mit kaltem Wasser (Mazerat) angesetzt werden. Die Wurzel enthält eine beachtliche Menge an Stärke, die bei Hitzeeinwirkung verkleistert und das Austreten der Schleimstoffe erschweren würde.
Andere schleimstoffhältige Pflanzen(teile) wie Blätter und Blüten von Moschusmalve, Käsepappel oder Rosenmalve können auch mit heißem Wasser (Aufguß) zubereitet werden.

Haarspülung
2 EL Eibischwurzel
3 EL Kamillenblüten
500 ml destilliertes Wasser
Mit den Kamillenblüten einen Aufguß zubereiten (heißes Wasser) und den Eibischwurzeln einen kalten Auszug (Mazerat) herstellen.
Dann beides vermischen in die gewaschenen Haare und Kopfhaut einmassieren.
Spendet Feuchtigkeit und beruhigt irritierte Kopfhaut.
Marshmallows
Rezept folgt :-)
Im Frühling gibts den Pflanzenmarkt direkt im Garten
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