Naturfarben für die Seife
- andrea04247
- 6. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Seife färben mit frischem Pflanzenmaterial oder Pflanzenpulver
Das Färben der Seife
... ist nicht immer so einfach, wie wir es gerne hätten.
Es ist oft eine Herausforderung, vor allem, wenn natürliche Pflanzenfarben verwendet werden. Nicht alle Pflanzen eigen sich zum Färben der Seife. Auch viele Pflanzen mit intensiv leuchtenden Farben leider nicht.
Die allermeisten Pflanzen verfärben sich in der Seife früher oder später bräunlich/braun.
Pflanzenfarben bzw. -inhaltsstoffe sind oft nicht stabil, das heisst, sie verändern sich bei der Verseifung oder später in der Seife.
Das kann einen oder mehrere der folgenden Gründe haben:
der Hitze die bei der Verseifung entsteht
der hohe pH Wert bei der Verseifung
andere/weitere Zusatzstoffe
Lichteinfluß bei der Lagerung der Seife
Wenn du mit Pflanzen(pulvern) färben möchtest, dann gibt es folgende Möglichkeiten
1) PFLANZENMATERIAL KOMMT DIREKT IN DIE SEIFE
gemörsert, gemixt, geschnitten, verrebelt - alles ist möglich. Diese Methode kann die Seife sehr schön und intensiv färben (Ringelblumen) oder aufgrund weiterer Inhaltsstoffe der Pflanzen, die dadurch auch in die Seife geraten, die Farbe wieder verändern. Durch die Pflanzenteile (ob ganz fein gemahlen oder nur zerschnitten) entsteht oft auch eine etwas rustikale Struktur. Beim Schneiden der Seife können Spuren an der Oberfläche entstehen, wenn Pflanzenmaterial mit dem Schneidegerät durch die Seife gedrückt werden.
2) ÖLAUSZUG
wenn der gefärbte Ölauszug filtriert wird entsteht eine sehr homogene, gleichmäßige Färbung ohne Pünktchen, Streifen, Flecken. Für einen kräftigen Farbton muss ein sehr intensiver Ölauszug verwendet werden und der Großteil der Rezepturöle eingefärbt sein. Ansonsten wird die Färbung nur leicht bis kaum zu sehen sein.
3) ÖLAUSZUG MIT PFLANZENMATERIAL
Natürlich kann auch der Ölauszug mitsamt dem Pflanzenmaterial in die Seife gemengt werden.
TIPS FÜR EINEN ÖLAUSZUG
Ölauswahl
Verwende helle Öle für den Ölauszug (Kokosfett, Sheabutter, Sonnenblumenöl, Mandelöl ...). So wird die Pflanzenfarbe leuchtender und reiner.
kräftiges Olivenöl oder Rapsöl kann den Farbton beeinflussen.
Pflanzenpulver
Je besser zerkleinert desto intensiver färben die meisten Pflanzen. Einige Pflanzenpulver können selbst hergestellt werden (Ringelblumen), einige Pflanzen sind nicht so einfach selbst zu ziehen (Alkanna, Annatto) und werden eingekauft.
Vor einigen Wochen hab ich Ölansätze mit verschiedenem frischen Pflanzenmaterial bzw. Pflanzenpulvern angesetzt.
Nun kam ich endlich dazu, diese zu verseifen.
MEINE AKTUELLEN FARBEXPERIMENTE

PFLANZENFARBEN die ich verwendet hab
RINGELBLUMEN (frisch)
Gelbe und Orange Ringelblumen wurden jeweils in Öl gemixt.
ORANGE COSMEE (frisch)
Die hab ich noch nie davor ausprobiert. Als ich die Ringelblumen aus dem Garten holte, haben mich diese Blüten angeleuchtet und ich wollts mal versuchen.
SPIRULINA (Pulver)
Der Geruch dieses Pulvers haut mich jedesmal um. Hier hat mich der filtrierte Ölauszug überrascht. Ich dachte nicht, dass hier die Farbe überhaupt durchkommt.

INDIGO (Pulver)
Das selbst hergestellte Indigopulver meiner Freundin hat das Öl lila gefärbt. In der Seife verwandelte es sich erst in rosa bzw. lilablau um dann ganz lila zu werden.
Dieses Indigopulver stammte von Färberknöterich (Persicaria tinctoria).
Weiters haben wir heuer Färberwaid (Isatis tinctoria) und Echten Indigo (Indigofera tinctoria) im Garten angebaut. Dazu wird es in Folge noch einen eigenen Beitrag geben.
ALKANNA (Pulver)
Der tiefrote Ölauszug wurde im basischen Millieu der Seife schön lila.
KRAPP (Pulver)
Der Ölauszug von Färberkrapp ist orangrötlichbraun und macht filtriert in der Seife nicht viel. Kommt aber das Pulver in die Seife entwickelt sich erst ein schönes Lila das sich dann in Rostrot verfärbt.
SANDELHOLZ (Pulver)
Auch hier ist der Ölauszug blutrot. Die Seife selbst wird dann bläulich/violett.
DRACHENBLUT (Pulver)
Wie der Name sagt: auch ein blutroter Ölauszug. In der Seife kommt dann eine tiefrote Färbung zutage.
ANNATTO (Pulver)
Annattosamen verwende ich sehr gern. Sie färben super und machen ein schönes Orange. Leider bleicht es relativ schnell aus. Deshalb sollte die Seife immer richtig dunkel gelagert sein.

COSMEA (Cosmos sulphureus)
Ein Versuch waren die Orangen Cosmea.
Cosmea, diese filligranen Blumen, liebe ich immer schon sehr. Üblicherweise kommen sie in Weiß und Rosa-Rot Tönen vor.
Es gibt aber auch eine weitere Art, deren Habitus etwas anders ist und deren Blüten in einem strahlenden Orange leuchten.
Als ich die Ringelblumen für meine Färbe Aktion vom Acker holte, stachen sie mir ins Auge und ich musste sie einfach ausprobieren.
Leider ist die Farbe nicht so stabil wie die der Ringelblumen und die Seife bekommt einen bräunlich orangen Farbton.
DIE ÖLAUSZÜGE
Für die Ölauszüge hab ich jeweils 1-2 Teelöffel Pflanzenpulver bzw. frisches Pflanzenmaterial in ein kleines Schraubglas gegeben und mit ca. 80 ml Sonnenblumenöl aufgefüllt.
DAS REZEPT
Für die Seifen hab ich eine Rezeptur mit sehr hellen Ölen zusammengestellt, damit die jeweiligen Farben durch farbige Öle und Fette (wie z.b. Rapsöl oder Olivenöl) nicht beeinflusst werden.
50 % Sonnenblumenöl
25 % Kokosöl
20 % Sheabutter
5 % Rizinusöl
VORGEHENSWEISE des Färbens
Ich hab die Rezeptur nur 2 % überfettet und dann Portionsweise von jeder Farbe 2 Seifen gesiedet. Da in jedes Stück ein guter Schuß vom gefärbten Öl reinkam, geh ich von einer letztendlichen Überfettung zwischen 5 % und 10 % aus. Ich wollte nicht für jede Farbe eine extra Seifenleim anrühren. Das war mir dann doch zu aufwändig.
Um die Unterschiede zeigen zu können, hab ich von jeder Farbe zwei Seifen gemacht.
eine Seife wurde nur mit dem filtrierten Ölansatz eingefärbt
eine Seife bekam auch das Pflanzenmaterial mit rein

GELPHASE
Mir war wichtig, dass die Seifen in eine ordentliche Gelphase kommen, da die Gelphase Farben meistens intensiviert.
Da ich die Seifen in Einzelförmchen gefüllt habe und bekannterweise die Gelphase in Einzelförmchen schwieriger zu halten ist, hab ich die Formen in das warme Backrohr gestellt.
Bei dieser Methode muss mit Gefühl gearbeitet und die Seifen ständig beobachtet werden. Werden sie zu heiß, steigt die Masse hoch und bricht auf. Das würde im schlimmsten Fall eine ordentliche Patzerei geben oder zumindest eine nicht so schöne Oberfläche.
Jedenfalls: meine Seifen haben wunderbar und perfekt gegeelt.
DIE ERGEBNISSE
Auf den Bildern ist immer LINKS die Seife aus filtriertem Ölansatz zu sehen und RECHTS die Seife mit zusätzlich Pflanzenmaterial(pulver).

Hier gibts in der ersten Reihe jedoch noch eine Ausnahme.
die ganz helle Seife zeigt die Rezeptur in Natura. Es wurde also eine schöne weiße Seife, die die Farbgebung nicht beeinflusst.
Rechts davon die Cosmee-Seife mit Pflanzenmaterial.
Weiters schön zu sehen:
Bei den Ringelblumen zahlt es sich aus, auch Pflanzenmaterial mit einzumixen. Die Farbe wird dann viel kräftiger.

Auch bei diesen Seifen ist ein deutlicher Unterschied zwischen Färbung mit filtriertem Ölauszug (jeweils links) und Färbung mit Pflanzenmaterial sichtbar.
Besonders überrascht hat mich der zarte rosaton des Indigo-Ölauszuges.
Gut zu sehen ist auch die Sodaasche. Das ist der weiße Belag auf den Seifen, der entsteht, wenn die Seife noch nicht vollständig verseift ist und mit Sauserstoff in Kontakt kommt.
Dies ist jedoch nur ein optisches "Problem" und lässt sich mithilfe eines sauberen, feuchten Schwammes leicht beheben. Einfach abwischen.

Krappwurzel macht als filtrierter Ölauszug kaum etwas mit der Seife.
Dafür lohnt sich ein Auszug aus Annatosamen immer!
Auch Drachenblut und Sandelholz sind als "nur" Ölauszug nicht besonders attraktiv.
Mit dem Pflanzenmaterial hab ich nicht gespart. Üblicherweise gebe ich nicht soviel in eine Rezeptur wie bei diesem Versuch. Ich wollte ganz kräftige Färbungen erzielen.
Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich nicht noch eine dritte Seife, mit weniger, einer üblichen Menge, an Pflanzenmaterial gemacht hab.
Vielleicht mach ich das noch im Winter.
Also, es gibt kaum strenge Regeln beim Färben von Seife. Diese Tatsache gibt uns viel Spielraum und lässt uns viel ausprobieren - kanns aber natürlich auch schwierig machen.
Viele Möglichkeiten fordern Entscheidungen.
Was ich Euch gerne mitgeben möchte ist das Vertrauen in Eure Seifenkünste und dass ihr einfach vieles Ausprobieren könnt. Es lohnt sich (meistens) im Ergebnis und auf jedenfall ist jeder Versuch eine wertvolle Übung um im Handwerk wieder etwas dazuzulernen!
Was IMMER streng beachtet werden muss und keinen Spielraum lässt:
Sicherheitsvorkehrungen beim Umgang mit der Lauge und dem Seifenleim
Korrekte Berechnung einer Rezeptur bezüglich des Verhältnisses Fette/Lauge
Meine Tips für Experimente:
kleine Mengen
immer alles gut dokumentieren
Ich wünsch Euch viel Freude beim Ausprobieren und freu mich über Eure Erfahrungsberichte!
Die Kursreihe fürs Handwerk Seifensieden"
Wir starten im November
Kein Pflanzenportrait und keine Infos mehr verpassen?












Kommentare